Am 27. Januar, dem Holocaustgedenktag, wird auf der ganzen Welt der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Dabei wird vor allem der Fokus auf die großen Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor oder Treblinka gesetzt. Im thüringischen Gedenken an die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus spielen vor allem das Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora eine besondere Rolle.
Die Vernichtungsmaschinerie des Nationalsozialismus war jedoch nicht nur in den Konzentrationslagern, sondern in fast jedem Dorf alltäglich. Besonders die Zwangsarbeit war Teil des Alltags während des Zweiten Weltkrieges. In unzähligen Dörfern des Sömmerdaer Landkreises mussten Menschen aus ganz Europa in der Landwirtschaft, Kriegswirtschaft oder anderen Bereichen Zwangsarbeit leisten. So leisteten beispielsweise 50 Zwangsarbeiter aus Russland und Frankreich in Orlishausen Zwangsarbeit, in Eckstedt 68 Personen aus Italien, dem ehemaligen Jugoslawien, Frankreich und Russland oder in Großneuhausen 168 Personen Zwangsarbeit. Die Liste von Dörfern mit Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges ist auch im Sömmerdaer Landkreis lang.
Allein in Sömmerda waren über 5000 Personen als Zwangsarbeiter in der damaligen Firma „Rheinmetall Borsig AG Werk Sömmerda“ eingesetzt. Zusätzlich mussten 1264 ungarische Jüdinnen im Alter von 16 bis 60 Jahren Zwangsarbeit in Sömmerda leisten. Sie wurden zuvor in Auschwitz für die Zwangsarbeit ausgewählt. Diese Frauen lebten in Sömmerda in dreistöckigen Betten und Barracken ohne festen Boden. Die Tagesration bestand aus 100g Brot, später nur noch 80g und einem Liter Rübensuppe am Abend. Unterernährung und Krankheiten waren die Folgen.
An das Schicksal dieser Menschen muss gedacht werden. Vor Ort. In jedem Dorf muss es eine Stelle zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter geben und eine lebendige Erinnerungskultur. Wir haben eine Pflicht daran zu erinnern. An jedes einzelne Schicksal.
Francis-Romeo Behnemann
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